Nazidemo 6.9. – noch ein Aufruf

Nachdem ich für die antideutsche Antifa-Demo vor dem Hbf. mobilisiert habe, möchte ich Euch einen zweiten Aufruf nicht vorenthalten, der dann doch eher staatskritischer ist. Aber ich würde mir auch wünschen, wir moshen die Nazis gemeinsam von der Straße…

Aufruf:

Kein Aufmarsch in Dortmund am 6.9.2008


Am
6.09. marschieren Neo-Nazis unter dem Motto “Gegen imperialistische
Kriegstreiberei und Aggressionskriege” wieder durch Dortmund.
Unser Ziel heißt den Naziaufmarsch zu verhindern!!!

(die Zitate aus dem folgenden Text sind aus dem Aufruf der Neo-Nazis zu der Demonstration am 6.09.2008)

Die
Faschisten nutzen den 1. September, welcher internationaler
Antikriegstag ist, als zum Vorwand für ihre Demonstration. Sie sprechen
sich gegen die Angriffskriege der USA aus, welche mit erlogenen
Begründungen angefangen wurden und immer noch geführt werden.

“Die
beiden genannten Beispiele sind nur die aktuellsten in einer langen
Reihe von Aggressionen, die in den letzten Jahrzehnten von Amerika aus
über die Welt gestreut wurden und leider wohl auch nicht die letzten,
denn souveräne Länder wie Syrien und der Iran sind der amerikanischen
Machtelite – ebenso wie ihren israelischen Brüdern im Ungeiste – schon
lange ein Dorn im Auge.”

Sie geben Beispiele potentieller
Staaten, gegen welche die USA möglicherweise bereit ist, weitere Kriege
zu führen. Theokratische, sowie totalitäre Staaten,wie Syrien und Iran,
werden von diesen als “souverän” bezeichnet. Nebenbei wird
die Verteidigung der israelischen Bevölkerung gegen ständige Gefahren,
welche durch Staaten der Nahostregionen, die als antisemitisch
anzusehen sind und die Existenz des israelischen Staates bedrohen, mit
dem Imperialismus der USA gleichgesetzt.
An dem Beispiel wird, wenn auch nicht ganz offen formuliert, die immer
noch intensiv, publizierte Hetze gegen Menschen jüdischen Glaubens
deutlich, indem die Nazis ihren Hass auf Israel projezieren und diesen
Mitverantwortung für die Kriege geben.

Weiterhin empören sich die Nazis über die Vorwände, unter denen die Kriege geführt werden.

“Begründet
wird all die Kriegstreiberei stets auf die gleiche Art und Weise: Man
müsse die Demokratie und die westliche Zivilisation verteidigen; es
gehe um die Durchsetzung von Freiheit und Menschenrechten; präventiv
müßten „Schurkenstaaten“ daran gehindert werden, militärisches
Potential zu entfalten.”

Geschichtsrevisionistisch werden
die Gründe, weshalb der 2. Weltkrieg von den Nationalsozialisten
geführt wurde verschwiegen. Ein Krieg der zur Erringung der
Weltherrschaft, und dem Ziel mit der Vernichtung aller Rassen, die
unwürdig seien zu leben, geführt wurde, steht einem Krieg, der unter
derartigen Umständen geführt wird, in nichts nach.

Wie
kann man Menschenrechte und Freiheit mit Foltergefängnissen und
Internierungslagern durchsetzen wollen? Woher nehmen sich die USA das
Recht, über die militärische Situation in einem fremden Land zu
bestimmen?

Es stellt sich die Frage, wie sich Neo-Nazis,
deren politisches Programm man jeder Zeit nachlesen kann und welches
keine Unterschiede zu dem Programm der NSDAP aufweist, derart
heuchlerisch über solche Dinge empören können. Hier zeigt sich wieder
einmal, wie die “modernen Nazis” ihr Verwirrspiel weiterführen, indem
sie aktuelle und brisante Themen aufgreifen, um Menschen zu blenden,
indem sie versuchen jeglichen Bezug auf das 3. Reich zu verwischen.
Ist es nicht absurd wenn Nazis sich die Frage stellen, “woher sich die USA das Recht nehmen in einem fremden Land zu bestimmen”?
Die parteifreien Nazis, wie sie sich bezeichnen, erstreben die “Reinhaltung aller Nationen durch äußere Einflüsse fremder, ausländischer Kulturen”. Das für diesen Zweck bereits schon einmal “Foltergefängnisse und Internierungslager” benötigt
wurden, wo Menschen behandelt wurden wie Tiere auf der Schlachtbank,
wird von selbigen nicht zum Thema gemacht. Das Konzept der Ignoranz und
Revision ist durchaus bewusst gewählt um Menschen, die sie mit ihrem
Programm ansprechen wollen, nicht direkt abzuschrecken. Doch sollte
jeder/jedem bewusst gemacht werden, was sich alles hinter derartigen
Phrasen, wie etwa die “Reinhaltung aller Nationen durch äußere Einflüsse fremder, ausländischer Kulturen”
versteckt. Solche Ziele können nicht gewalt- und kriegsfrei erstrebt
werden, sondern beinhalten ein enormes Gewalt- und Kriegspotential,
welches sich gegen alle Menschen stellt, die nicht in das Weltbild der
Nazis passen.

In ihrem Aufruf machen die Nazis das “kapitalistische System, Träger und Befürworter”
für die Kriege verantwortlich und beschränken dies auf eine
Verschwörung von Oben, ohne die genaueren kompliziert entwickelten
Mechanismen des Kapitalismus, welche es zu erkennen und zu hinterfragen
gilt, zu erläutern.

Es heißt: “In Jahrtausenden
gewachsene Völker, Kulturen und Nationen werden, wenn sie der, dem
kapitalistischen Denken innewohnenden, unstillbaren Gier nach immer
größeren, einheitlicheren Absatzmärkten und immer günstigeren
Arbeitskräften im Wege stehen, in Schutt und Asche gelegt und nach der
Zerstörung im Sinne der internationalen Finanzmächte wiederaufgebaut –
jedoch nicht als souveräne Volksstaaten, sondern als unfreie
Sklavenkolonien der Weltwirtschaft.”

Es kann nicht das
Ziel sein, eine Systemüberwindung anzustreben, und ein vermeintlich
antikapitalistisches Wirtschaftssystem auf einer von ihnen erstrebten
Volksgemeinschaft aufzubauen. Im Grunde enthält das Konzept nur eine
Umfunktionierung des kapitalistischen Systems und keine Überwindung.
Der Staat verteilt die Ressourcen auf loyale, der Volksgemeinschaft
dienenden VerwalterInnen. In den Phrasen der Nazis heißt das, dass
Klassenunterschiede unter dem Aspekt aufgehoben werden, weil
ArbeiterInnen nur einem Zweck dienen, und zwar dem Wohlergehen der
eigenen Nation.
Der zitierte Absatz aus dem Aufruf der Neonazis verdeutlicht ,dass es
ihnen keines Falls um die Überwindung des kapitalistischen Systems und
die Abschaffung von Anhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnisse, noch um
die Verbesserung von Lebensbedingungen in der Bevölkerung und
ArbeiterInnenrechte geht. Die Rechte der ArbeiterInnen und Angestellten
können nur durch Aneignung und Selbstverwaltung der Arbeits- und
Lebensbereiche im Rahmen des internationalen Austausches und
Kooperation eingefordert, durchgesetzt und realisiert werden. Mit dem
Konstrukt “Volksgemeinschaft” geht es den Neo-Nazis nur um eine Verlagerung der Machtverhältnisse, die einen Staatskapitalismus zur Folge hat.
Die Forderung nach einem autarken Staat, was heißt, dass der Staat sich
durch im Land vorhandene Ressourcen selber versorgt, ist ebenso
schwachsinnig, wie die Idee von der Volksgemeinschaft. Das Beispiel von
Nordkorea zeigt, wie die Bevölkerung unter den utopischen Ideen der
Regierung zu leiden hat.

Weiterhin
stellen die Nazis, die für sich neu entwickelte Volksgemeinschaft, die
nur aus den Menschen einer Nation, Kultur, Religion usw. bestehen soll
als eine progressiven Schritt in der menschlichen Entwicklung dar.

“Eine
neue Weltauffassung und Lebensform, welche die natürliche menschliche
Gemeinschaft – das Volk – und die von ihr ausgehenden schöpferischen
und kulturellen Leistungen zum Mittelpunkt hat; eine Weltauffassung,
welche die Wirtschaft als Dienerin des Volkes begreift und nicht
umgekehrt; eine Weltauffassung, der sich aus wirtschaftlichen
Interessen heraus geführte Kriege von selbst verbieten!”

Nationen, die völlig isoliert nebeneinander existieren, stellen nicht
nur aufgrund von “ihrer eigenen Identität, Rasse, Religion Kultur,
usw.” eine Bedrohung für die Benachbarte dar, wie es zum Beispielin
Europa im 19. Jahrhundert der Fall war. Der Ausgang dieser Periode der
Konflikte zwischen den Nationen ist jedem klar, sondern sie
verschreiben sich auch der völligen Rückentwicklung ihrer bereits
entwickelten Erkenntnisse, da diese nicht mehr im Austausch stehen
können und somit eine Weiterentwicklung bestimmter Fähigkeiten und
Erkenntnisse nicht mehr möglich sein kann. Menschen verschiedenster
Kulturen, Gesellschaften und Regionen entwickeln aufgrund ihrer
Umstände eigene Fähigkeiten und Erkenntnisse. Über Jahrtausende hinweg
lernten die Menschen aus ihren Umständen heraus, sich ihren
Gegebenheiten anzupassen und entwickelten sich im Austausch ihrer
Fähigkeiten und Erfahrungen mit anderen Menschen und fremder Kulturen,
weiter. Nur ein Prozess, der diese Weiterentwicklung garantiert und
Menschen ein friedliches Zusammenleben ohne Zwänge ermöglicht, bringt
einen emanzipatorischen Zustand, in dem ein Leben ohne Identität von
Nation, Staat und in Frieden möglich ist.

“Die gleiche
Motivation treibt Menschen auf der ganzen Welt immer wieder auf die
Straßen, läßt sie Verfolgung und Leid ertragen, gibt ihnen stets neue
Kraft und neuen Mut. Sie haben erkannt, daß sich ohne ihren eigenen
Einsatz die Welt nicht verändern läßt. Und auch Du kannst einen Teil zu
einer besseren, gerechteren und friedlicheren Zukunft beitragen.

Uns
hingegen treibt die Motivation voran, den Aufmarsch zu stören und alle
Beteiligten zu überzeugen, dass es völliger Irsinn ist, den Weg in eine
gerechtere und friedlichere Welt mit der Forderung eines starken
Staates und der Selektierung von Menschen mit fremder Identität,
Religion, Kultur etc zu beginnen. Versuche, die derartiges erstreben,
bringen allen Menschen, nicht nur denen, die aussortiert werden sollen,
sondern auch dem eigenen Volk, Kontrolle, Unterdrückung, Gewalt, Folter
und Krieg!
Unser aller Erstreben ist es mit dem Ziel internationaler Solidarität,
den Kapitalismus zu überwinden und eine klassenlose und
herrschaftsfreie Gemeinschaft zu schaffen, die einen Sozialismus
aufbaut, der allen Menschen gerecht werden kann und somit Konflikte
auslöscht, die sich auf soziale Ungerechtigkeiten zurückführen lässt.
Der Kapitalismus, sowie der von den Nazis erstrebte Staatskapitalismus,
der in seiner Beschaffenheit einen ständigen Konkurrenzkampf zwischen
den Menschen entfacht, trägt Schuld an Rassismus, Nationalismus und
Krieg.
Daher gilt es auf die Fehler in der Nazipropaganda aufmerksam zu
machen, diese zu widerlegen und gemeinsam auf die Straße zu gehen, um
dies den BürgerInnen klarzumachen.

Hiermit rufen wir zu Aktionen gegen den geplanten Naziaufmarsch am 6.09.2008 in Dortmund auf!!!

Wir
wollen den Neo-Nazis keine Gelegenheit bieten ihre menschenverachtende
Propaganda ohne Gegenwehr öffentlich zu präsentieren und die Menschen
mit ihrem hohlen Phrasen, die keinerlei Lösung zu aktuellen Problemen
darstellen, zu blenden.

Zum Aufruf der Antifa Union Dortmund

(die Zitate im folgenden Text sind aus dem Aufruf der Antifa Union Dortmund zum 6.09.2008)

Die
Arbeit der Antifa Union Dortmund soll nicht kritisiert werden, sondern
die Tatsache, dass sie als Gesamtgruppe hinter dem Aufruf steht!
Wir distanzieren uns von dem Aufruf der Antifa Union Dortmund und
werden nicht TeilnehmerInnen der Demonstration am Hauptbahnhof sein.
Das elitäre, sowie dogmatische Auftreten antideutscher Gruppen ist eher
abschreckend, provozierend und kontraproduktiv, statt aufklärerisch,
libertär und solidarisch. Derartiges Auftreten setzt bewusst auf
Ausgrenzung von Menschen, die nicht die ideologische Überzeugung haben,
wie sie von antideutschen Gruppen vertreten wird. Unser Ziel ist es,
aus der Notwendigkeit der Veränderung heraus, die Menschen aus der
ausgebeuteten Klasse motivieren und anzuregen, indem wir diesen bei
Fragen Rede und Antwort stehen können, um schließlich aufgeklärt und
gemeinsam individuelle und soziale Rechte zu erkämpfen.
Dieses Prinzip ist nur möglich, wenn versucht wird, alle Menschen
explizit anzusprechen und sie nicht bereits im Vorfeld zu kritisieren,
provozieren und als unfähig abzustellen.
Schon in dem Aufruf der Antifa Union Dortmund “Gegen Antisemitismus, Antiamerikanismus und Rassismus”
lässt sich kein Versuch einer Konsensbildung mit anderen Gruppen
erkennen. Eher stoßen Gruppen, die sich diesem aus ideologischen
Gründen bewusst distanzieren wollen auf Unverständnis, gepaart mit der
Meinung, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben.
Dieser Aufruf ist kein Einzelbeispiel, der nicht vorhanden Fähigkeiten
zur Konsensbildung im Ruhrgebiet. Bereits im letzten Jahr gab es zur
Gegendemo zum Antikriegstag einen Aufruf, der nicht im Konsens stand.
Dies bekamen nicht-antideutsche auf der Demonstration auch zu spüren,
indem diesen sogar mit Ausschluss von der Demo gedroht wurde. Immer
wieder versuchen antideutsche Gruppen sich auf Demos im Ruhrgebiet mit
ihren Parolen und Staatsflaggen zu etablieren, anstatt sich über die
Konsequenzen bewusst zu sein, die sich für sie selber, für andere
Gruppen, die sich dem nicht zuordnen wollen und für die allgemeine
Außenwirkung der Antifa im Ruhrgebiet entwickeln.

“Am
01. Mai diesen Jahres lieferten sich, sich selbst als „Autonome
Nationalisten“ bezeichnende, Neonazis in Hamburg Auseinandersetzungen
mit der Polizei und Gegendemonstrant_innen und machten dabei Jagd auf
Journalist_innen. In der Szene als Erfolg gefeiert, ist zu erwarten,
dass ein Aufmarsch im, als Hochburg der „Autonomen Nationalisten“
geltenden, Ruhrgebiet, für viele Neonazis attraktiv sein wird. Wir
werden dem unseren geballten antifaschistischen Widerstand entgegen
stellen! Anfang September muss deshalb alles dafür getan werden, dass
die Neonazis keine weiteren gefühlten Erfolge verbuchen können!”

Die Antifa Union erklärt selber in ihrem Aufruf, dass das “Ruhrgebiet eine Hochburg für “Autonome Nationalisten” darstellt”.
Dennoch gibt es keine Bemühungen für ein gemeinsames antifaschistisches
Bündnis, welches einzig alleine zum Ziel hat, den Aufmarsch mit
gemeinsamer Kraft zu stoppen. Daher ist es nachvollziehbar, dass die
Nazis ein so enormes Selbstbewusstsein entwickeln, wenn sie beobachten
können, wie die Gegenseite immer mehr auseinanderbricht. Wieso bei
einem so großem Wissen über politische Alternativen, nicht versucht
wird einen gemeinsamen Nenner zu finden, um vereint gegen die
gemeinsamen Feinde zu kämpfen, ist fraglich.

Weiterhin wird versucht andere linke Strömungen anzugreifen und das ohne auf die vermeidlichen Fehler einzugehen.

Der
ungeschickte und hilflose Umgang einiger identitätspolitischer und
bewegungsorientierter Linker mit der Tatsache, dass Neonazis bestimmte
traditionell linke Themenkomplexe zu okkupieren versuchen, offenbart
ein grundsätzliches Problem. Anstatt die Gründe hierfür in den
inhaltlich verkürzten eigenen Positionen zu suchen, unterstellt man den
Neonazis aufgrund eigener Ideenlosigkeit perfide Strategien zur
Unterwanderung der Linken zu verfolgen.(…)Deshalb ist es wichtig, dass
linksradikale Kritik und Praxis endlich die nötigen Konsequenzen zieht.”

In
dem Beispiel wird nachvollziehbar, wie zum einen versucht wird andere
linke Strömungen zu diffamieren und die eigene dogmatisch als unfehlbar
hinzustellen, dennoch wird keine direkte Kritik mit expliziten
Beispielen geübt. Zum anderen wird nicht erwähnt, dass es sich
vermeidlich um linke Themen handelt, welche von den Nazis “okkupiert
werden”. Schaut man sich deren verzerrte Weltanschauung mal hinter den
vermeidlich linken Oberthemen an, wird klar, dass es aus der
ideologischen Sicht der Nazis Sinn ergibt derartig, wenn aber auch
verkürzt, zu argumentieren. Zum Beispiel bliebe es bei einem Krieg der
USA nicht aus, dass dieser auch die Werte der Angreifer mit sich
bringt. Das heißt dass die Kultur, Identität usw. der angegriffenen
Nationen gefährdet oder gar ausgelöscht wird und von den neu
integrierten abgelöst wird.
AnarchistenInnen und libertäre KommunistenInnen hingegen lehnen zum
einen Kriege aus pazifistischen Gründen ab und zum anderen aus der
Tatsache heraus, dass Kriege immer im Namen einer privilegierten
Minderheit geführt werden, die keine fortschrittlichen Werte in das
Land bringen wollen oder die Befreiung eines Volkes aus einer
totalitären Diktatur. Sondern wegen der Durchsetzung ihrer Interessen,
bei denen immer die Akkumulation ihres Kapitals im Vordergrund steht,
welches ständig neue Gebiete, außerhalb der eigenen Grenzen erschließen
muss. Um sich dort schließlich neu entfalten zu können, d.h. eine
Profitmaximierung anzustreben, müssen schließlich dessen BewohnerInnen
und die Natur ausgebeutet werden. Dieser Prozess wird als Imperialismus
bezeichnet, wenn zum Beispiel ein Krieg nötig ist, um die neuen Gebiete
gewaltsam zu erschließen, was wiederum eine große Gefahr für die
ausgebeutete Klasse gegenüber der privilegierten Klasse darstellt.

“So
kann es folglich heute nicht nur darum gehen, den Naziaufmarsch in ein
Desaster zu verwandeln, sondern es müssen endlich politische
Grundvoraussetzungen geschaffen und akzeptiert werden, die über den
bloßen Massenansatz, „gegen Nazis“ zu sein, hinausgehen und eigene
emanzipatorische Ansprüche und theoretische Erkenntnisse viel stärker
gewichten.

Wir stimmen dem insofern zu, dass eine ideologische Grundvorraussetzung geschaffen werden muss, die sich nicht nur einfach “gegen Nazis” ausspricht. Dennoch sollten “eigene emanzipatorische Ansprüche”
soweit entwickelt sein, um einen Konsens zu schaffen, der alle Gruppen
anspricht. Emanzipation heißt strebend an das höchste Maß Freiheit,
dieses kann sich aber nicht durch ein ständig stärker werdendes Dogma
entwickeln, sondern führt durch das Abwerten und der Ablehnung neuer
Ideen von außen eher zu Regression und schließlich zur Besessenheit.
Wohin eine Doktrin führt, die Menschen gewaltsam eingeprügelt wird,
haben in der Vergangenheit schon Beispiele wie die Sowjetunion gezeigt.

“Somit
ist eine Zusammenarbeit mit Antizionist_innen, Antisemit_innen und
Antiamerikanist_innen absolut nicht tragbar und derartige Personen
haben auf antifaschistischen Demonstrationen nichts verloren!”

Offen
und provokativ wird jegliche Konsensbildung mit aller Macht verhindert.
Menschen, die aus anderen ideologischen oder gar aus persönlichem
Schicksal überzeugte AntifaschistenInnen sind, werden explizit dazu
aufgefordert die Demonstration zu meiden. Wie kann man eine derartige
Ideologie als emanzipatorisch bezeichnen, die andere Menschen dazu
nötigt bzw. zwingt, die eigene Ideologie anzunehmen und keinerlei
Absicht zeigt, sich auch kompromissbereit zu zeigen.

Wir
bekennen uns ebenso solidarisch mit dem vom Antisemitismus betroffenen
Menschen mit jüdischem Glauben, lehnen aber die Behauptung strikt ab,
dass jeder Krieg, der von der USA geführt, ein direkter Versuch ist,
Israel militärisch zu unterstützen.
Ebenso sind wir nicht der Meinung, dass der sogenannte Fortschritt, den
die Amerikaner durch ihre Kriege in die Länder tragen, auch den
versprochenen Fortschritt bringt. Eher macht es den Anschein, als
hätten sich die Probleme dieser Länder nur gemehrt.
Schon an Deutschlands Vergangenheit sollte man erkennen, dass
zwangsauferlegte Demokratien, durch äußere politische, sowie
militärische Einflüsse, der in der Bevölkerung lebenden Region, wie
denen in den Nahostregionen, die sich anders entwickelten, als
sogenannte westliche Zivilisationen, eher Schaden bringt, als
Fortschritt.
Die Behauptung, die USA bringen den Fortschritt, wie etwa demokratische
oder westliche Werte in die Regionen des Nahen Osten, ist als
rassistisch zu bewerten. Mit dieser Behauptung wird vorrausgesetzt,
dass es im Zusammenhang von kulturellen, gesellschaftlichen und/oder
geographischen Umständen “unterentwickelte” Menschen gibt. Dies ist
grundlegend als falsch zu beurteilen, denn es gibt keine
“unterentwickelten” Menschen, sondern nur Menschen, die sich aufgrund
gesellschaftlicher, geographischer und kulutureller Gegebenheiten
“anders” entwickelten. Elitäres Denken im allgemeinen diskriminiert
andere Menschen, die diesem nicht entsprechen.

“Einerseits
gehen deswegen Millionen Deutsche auf die Straße, andererseits führen
die Bürgerkriegszustände in einigen afrikanischen Staaten, die
Todesopfer in Kashmir, Sri Lanka und Kolumbien keineswegs zu
organisierten Protesten, eben weil weder Amerikaner_innen noch
Jüd_innen involviert sind.”

Kriege, die von den USA
geführt werden erreichen mehr an Popularität als andere, weil die
wahrscheinlich mit größerem Aufwand geführt werden. Die
Kriegspropaganda der USA setzt alles daran, die Kriege bei den
NATObündnispartnern populär zu machen, um diese von einem
Kriegseintritt zu überzeugen.
Auch sollte bewusst sein, dass in diesen Kriegen, weder die USA, noch
irgendwelche andere NATO Partner aktiv sind und deshalb bleibt das
Interesse an dem Krieg in den Medien und somit in der Bevölkerung
gering oder gar ganz aus.

Ein
weiterer Kritikpunkt an dem Aufruf ist die fehlende Kapitalismuskritik.
Somit wird auch der Zusammenhang, zwischen Kapitalismus und Faschismus
nicht erläutert. Es wird fast nur auf ideologische Kritik gesetzt, wo
aber keine Zusammenhänge zum Kapitalismus erläutert werden, sondern die
Kritik oberflächlich im Raum stehen bleibt.

Wir sind weder
RassistenInnen noch AntisemitenInnen und lassen uns von Antideutschen,
die mit Zitaten aus komplizierten philosophischen Texten, um gerade
derartige Anschuldigungen versuchen zu beweisen, anstatt auf logische
Erklärungen setzen, um sich werfen, nicht als diese diffamieren. Das
Bewusstsein in der Schuld von Menschen mit jüdischem Glauben zu stehen,
ist in uns ebenso entwickelt, aber wir suchen auch nach Lösungen, die
einen Konflikt ohne Krieg bereinigen, denn Gewalt kann niemals die
Lösung sein.

Aus diesen Gründen können und werden wir uns
nicht an der Demonstration der Antifa Union beteiligen. Wir sind aber
optimistisch, dass eine Zusammenarbeit in der Zukunft wieder möglich
ist, die sich lediglich auf Antifaschismusarbeit beschränkt, denn die
geistigen Fähigkeiten zur Konsensbildung sind bei allen Beteiligten
vorhanden und sollten genutzt werden, damit den Nazis im Ruhrgebiet
endlich wieder das Selbstvertrauen genommen wird, sobald sie auf eine
breite antifaschistische Gegenwehr stoßen.

Somit rufen wir dazu auf die antideutsche Demonstration zu meiden und eigene Aktionen zu planen!

Das Ruhrgebiet bleibt ein Ort des Antifaschismus.

Im Rahmen der Aktion "Mehr Bildung für Nazis" (ich distanziere mich aber ansonsten ganz weit weg von den Jusos!) möchte  ich folgende Bücher empfehlen:

Die Kinder des Holocaust 

Die deutsche Opposition gegen Hitler 

Die Schicksalsfahrt der "Exodus 47" 

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Kapitalismus Revisited

Der Kapitalismus feiert fröhliche Urzustände, und keine(r)
wehrt sich. Sogar die große, bürgerliche Presse berichtet darüber, und niemand
scheint sich wirklich zu wundern. So brachte der Spiegel zwei Artikel in der
Ausgabe  Nr.33 vom 11.08.08, die ich
kurz vorstellen möchte.

 

  1. Titel:
    Die Grenzen des Anstandes

Die meisten dürften sich an Muhammad Yunus erinnern. Der
Mann erfand das System der Mikrokredite, mit denen, in erster Linie Frauen,
sich eine eigene Existenz in den sogenannten Drittwelt- und Schwellenländern
aufbauen konnten. Die großen Banken lehnten es ab, diesen nicht-kreditwürdigen
Menschen Geld zu überlassen, da sie sich keine Rückzahlungen und somit auch
keine Gewinne erhofften. Yunus nahm (und nimmt) zwar horrende Zinsen von 20%,
aber er baute auf ein Solidar-System. In diesem System fasste er die
Kreditnehmerinnen in Gruppen zusammen. Zahlte jemand seinen Kredit oder die
Zinsen nicht zurück, wurde die gesamte Gruppe in die Pflicht genommen. Das
Prinzip „Solidarität“ funktionierte und alle versuchten ihren Verpflichtungen
nachzukommen. Die Mikrokredite funktionierten und brachten sogar Gewinne ein.

Was Idealisten geschaffen haben, wird nun durch die üblichen
Verdächtigen in Beschlag genommen. Denn wo Geld zu erwarten ist, ist der
Kapitalismus nicht weit. Herkömmliche Banken haben nun für sich das Prinzip der
Mikrokredite entdeckt und es unter kapitalistischen Gesichtspunkten optimiert.
So wird die „Gruppenhaft“, wie das Solidaritätsprinzip nun abfällig genannt
wird, abgeschafft und jeder hat das Risiko des Kredits für sich alleine zu
tragen. Wo vorher gescheiterte Geschäftsideen von der Gruppe aufgefangen
wurden, werden nun einzelne Existenzen unter Umständen komplett vernichtet.

Ähnlich ist es mit den Zinsen. Niedrigere Zinsen werden nun
durch die Abschaffung der Solidarität oder durch die Ausbeutung der Mitarbeiter
bei den Banken finanziert.

Oder im anderen Extrem: der Gewinn der Banken wird
maximiert, indem auf einmal Zinsen von bis zu 90% gefordert werden.

Ganz egal wie: der Bankier gewinnt, der Mensch tritt, wie
immer im Kapitalismus, in den Hintergrund.

 

  1. Titel:
    Neues Takt-Gefühl

Fords Fließbandarbeit und Taylor, der den wissenschaftlichen
Hintergrund zur Arbeitsteilung lieferte, stehen, wie keine anderen, für die
moderne Wertschöpfungskette im Kapitalismus. Die arbeitenden Menschen und ihre
Bedürfnisse interessierten nicht. Man ging davon aus, dass eine ausreichende
Bezahlung als Motivation ausreichend wäre („ausreichende Bezahlung“ stand
seinerzeit allerdings synonym für „überleben“). In der Nachkriegszeiten rückte
dann vermehrt die Tatsache in den Blickpunkt der Arbeitswelt, dass nur
glückliche Menschen auch gute Arbeit leisten und ihre Arbeitskraft lange
erhalten bleibt. Dem entsprechend entstanden damit auch neue Theorien zur
Optimierung der Arbeit und der Arbeitswelt.

Nun hat sich allerdings die Situation der ArbeiterInnen
gegenüber den 1950er Jahren deutlich geändert. Hieß es damals noch
„Vollbeschäftigung“, droht heute Hartz IV, falls man auf so einen Unsinn wie
Mindestlohn besteht. Das wissen die Unternehmen auch. Und wir würden nicht im
real existierenden Kapitalismus leben, wenn die Industrie ihre Vorteilsposition
nicht ausnutzen würde.

Taylor kehrt ans gute alte Fließband zurück und die neue
Disziplin heißt wieder „Arbeitsteilung“, gleichzusetzen mit Stumpfsinn,
Monotonie, Entfremdung,…

Toyota hat es vorgemacht, und Mercedes zieht nach.

Und dann behaupt noch jemand, Klassenkampf sei überholt und
nur noch was für alte Männer mit lustigen Bärten.

Kopfguerilla empfiehlt:

Marx/ Engels: Politische Ökonomie 

Wallfraff: Ganz unten. 

Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung 

Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 

Die deutsche Arbeiterbewegung 

Posted in Allgemein, Kopfguerilla | Comments Off on Kapitalismus Revisited

Naziaufmärsche am 05. und 06. September

Am 6.9. haben die Nasen eine Demo in Dortmund angemeldet.

Das wird nicht unkommentiert passieren. Und schon gar nicht ohne Widerstand!

Hier der Aufruf der Antifaschistischen Union Dortmund

Gegen Antisemitismus, Antiamerikanismus und Rassismus – Den Naziaufmarsch stoppen!

let’s rock them hard! (1)
Am 06. September 2008 blasen die Dortmunder Neonazis, allen voran die
„Autonomen Nationalisten“ um Dennis Giemsch, bereits zum vierten Mal
anlässlich des Antikriegstages zum Marsch „gegen imperialistische
Kriegstreiberei und Aggressionskriege“. Ihnen gehört nicht nur,
anknüpfend an die erfolgreiche antifaschistische Gegenwehr vom 01. Mai
2007 in Dortmund, gehörig in die Suppe gespuckt, sondern es gilt, gegen
die nicht nur von Neonazis vertretenen, altbekannten antiliberalen,
antiamerikanischen und antisemitischen Parolen Position zu beziehen.

Am
01. Mai diesen Jahres lieferten sich, sich selbst als „Autonome
Nationalisten“ bezeichnende, Neonazis in Hamburg Auseinandersetzungen
mit der Polizei und Gegendemonstrant_innen und machten dabei Jagd auf
Journalist_innen. In der Szene als Erfolg gefeiert, ist zu erwarten,
dass ein Aufmarsch im, als Hochburg der „Autonomen Nationalisten“
geltenden, Ruhrgebiet, für viele Neonazis attraktiv sein wird. Wir
werden dem unseren geballten antifaschistischen Widerstand entgegen
stellen! Anfang September muss deshalb alles dafür getan werden, dass
die Neonazis keine weiteren gefühlten Erfolge verbuchen können!

same shit as every year…
Die Neonazis versuchen ihren plumpen Antiamerikanismus und
Antisemitismus erneut notdürftig als einen rebellisch anmutenden
Antiimperialismus zu tarnen. Man kann über die militarisierte
Außenpolitik der USA zwar in der Tat geteilter Meinung sein, doch wenn
Neonazis gegen „imperialistische Kriegstreiberei und Aggressionskriege“
demonstrieren, ist das in Anbetracht der nationalsozialistischen
Verbrechen und Kriege erstens mehr als nur absurd. Zweitens sind
derartige Äußerungen wohl eher dem ideologischen Beißreflex des
Antiamerikanismus geschuldet, der seine Antikriegsrhetorik auf die
Vereinigten Staaten und Israel reduziert, so als ob alle anderen
Staaten ein Hort des Friedens seien. Es handelt sich hierbei nicht um
eine Kritik der tatsächlich problematischen weltpolitischen Situation,
sondern um das Ergebnis einer ideologischen Welterklärung. Denn der
Antiamerikanismus will einen bestimmten Nationalstaat (die USA) für das
Elend verantwortlich machen, das der Kapitalismus als
gesamtgesellschaftliches – und weltweites – Verhältnis anrichtet.

Deutsche Neonazis und das islamistische Paradies…
Wenn sich dann im Aufruf der Dortmunder Neonazis auch noch positiv auf
das islamistische Terrorregime im Iran bezogen wird, kann man sich gut
vorstellen, was sich die hiesigen Kamerad_innen unter einer „besseren,
gerechteren und friedlicheren Zukunft“ so vorstellen. Die systematische
Verfolgung von Kurd_innen, religiösen Minderheiten wie den Bahai sowie
die Hinrichtungen von Homosexuellen und die ständigen Repressionen
gegen Apostat_innen und Frauen, die sich dem islamischen Tugendterror
nicht unterwerfen wollen, sind ebenso Wesenselemente dieses Regimes,
wie die regelmäßigen Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel und die
Leugnung der Shoah.
Da Jüdinnen und Juden also noch immer und immer wieder von
antisemitischen Diskriminierungen, Verfolgungen und
Liquidationssehnsüchten bedroht sind, kann das für uns als
Antifaschist_innen folglich nur bedeuten, sich offensiv gegen
Antisemitismus und dessen geopolitische Reproduktion, den
Antizionismus, auszusprechen und Solidarität mit Israel zu fordern und
auch zu praktizieren!
Denn das Ziel des iranischen Regimes ist eine formierte Gesellschaft,
in der auf individuelle Freiheit und ökonomischen Wohlstand
bereitwillig verzichtet werden soll, um dem Ziel der Einigung der
islamischen Umma und der Vernichtung des jüdischen Staates zu dienen.
Bereits heute feuert der Iran – indirekt – seine Raketen auf Israel,
indem er die islamistischen Mörderbanden wie Hisbollah und Hamas
finanziert und unterstützt. Gleichzeitig werden Langstreckenraketen
getestet, die über eine Reichweite verfügen, mit der sowohl US-Basen in
der Region als auch Israel erreicht werden können.

Deutscher Burgfrieden? …oder der antiamerikanische Alleskleber!
Es geht nicht darum, generell Menschen zu diskreditieren, die sich für
Frieden einsetzen, aber wenn das bedeutet, dass man sich im Zuge einer
bedingungslosen Friedensliebe mit antisemitischen
„Volksbefreiungsbewegungen“ wie der Hamas und anderen islamistischen
Terrorist_innen solidarisiert oder den „kritischen Dialog“ sucht, muss
auch in diesen Fällen politisch interveniert werden. Einerseits wird
gegen Atombomben in Deutschland demonstriert, andererseits wird dem
iranischen Regime eben dieses „Recht“ implizit eingeräumt. Wenn sich
dann mit und unter deutscher Flagge ein von der breiten
Zivilgesellschaft getragener staatsloyaler Protest gegen den Irakkrieg
formiert, von Leuten, die zuvor kein Wort darüber verloren haben, dass
Deutschland nun auch „am Hindukusch verteidigt“ wird, dann wird
offenbar, dass hier versucht wird, die deutsche Herrschaft als die
einer vermeintlichen Friedensmacht zu legitimieren und glorifizieren.
Wenn diese „Nationalpazifist_innen“ dann auch noch Joschka Fischer und
Gerhard Schröder zu friedensliebenden Ikonen stilisieren und mit ihren
vereinten Durchhalte-Parolen Deutschland als letzte pazifistische
Bastion gegen die „amerikanischen Kriegstreiber“ abfeiern, während eben
diese beiden Politiker noch 1999 kräftig die Zerbombung
Rest-Jugoslawiens anregten, dann wird schnell ersichtlich, dass es
diesen Leuten nicht um das Übel Krieg an sich geht, sondern nur um die
Kriege Amerikas, die offenbar mit einem anderen moralischen Maßstab
gemessen werden. Einerseits gehen deswegen Millionen Deutsche auf die
Straße, andererseits führen die Bürgerkriegszustände in einigen
afrikanischen Staaten, die Todesopfer in Kashmir, Sri Lanka und
Kolumbien keineswegs zu organisierten Protesten, eben weil weder
Amerikaner_innen noch Jüd_innen involviert sind. So darf man sich dann
auch nicht wundern, wenn sich Neonazis als „wahre Kriegsgegner“
präsentieren und mit ihrer Forderung „Keine Waffen für Israel!“, beim
Ostermarsch mitdemonstrieren wollen.

Nichts zu verlieren?
Die bürgerliche Gesellschaft ist sicherlich keine heile Welt, doch sind
universelle Menschenrechte kein amüsantes Hobby für realitätsferne
Moralisten, sind Rede- und Pressefreiheit kein Luxus und sind das Recht
auf Selbstbestimmung sowie die Gewaltenteilung keine
Wunschvorstellungen, sondern (vorerst) erstrebenswerte und zu
verteidigende Errungenschaften, die einen Mindeststandard gewährleisten
um Emanzipation überhaupt denken zu können.
Der völkische Irrweg von „gewachsenen Völkern, Kulturen und Nationen“
und die widerliche Dystopie der Volksgemeinschaft dienen den Neonazis
dabei als Gegenkonzept. Dass diese derart negative Aufhebung des
Bestehenden keine fortschrittliche Alternative darstellt, ist schon
fast überflüssig zu erwähnen. Allerdings, und das wollen wir gerade
auch an diesem Tag ganz besonders hervorheben, kann es eben nicht nur
darum gehen „gegen Nazis“ zu sein und ihnen den Tag zu vermiesen. Eine
ernstzunehmende Antifaschistische Aktion muss stattdessen weitergehen
und eigene Inhalte vermitteln.

Deutschland denken heißt…
Am Antikriegstag also, wo mehr und mehr die US-amerikanische
Außenpolitik in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt wird und nicht
mehr wie ursprünglich gedacht die deutsche Raserei; in einem Land mit
dieser spezifischen Geschichte, griffe folglich eine Kritik zu kurz,
die sich nur über die scheinpazifistische Umdeutung durch die Neonazis
echauffiert und nicht etwa die Deutschen mit ihrer Schlussstrichdebatte
attackiert, welche zielgerichtet aus der deutschen Schuld eine
„deutsche Verantwortung“ phantasieren, um militärisch wieder aufrüsten
zu können, nicht trotz, sondern gerade wegen Auschwitz. Früher haben
die Deutschen der Welt den Krieg erklärt, heute erklären sie ihr eben
den Frieden.

Der
ungeschickte und hilflose Umgang einiger identitätspolitischer und
bewegungsorienter Linker mit der Tatsache, dass Neonazis bestimmte
traditionell linke Themenkomplexe zu okkupieren versuchen, offenbart
ein grundsätzliches Problem. Anstatt die Gründe hierfür in den
inhaltlich verkürzten eigenen Positionen zu suchen, unterstellt man den
Neonazis aufgrund eigener Ideenlosigkeit perfide Strategien zur
Unterwanderung der Linken zu verfolgen. Deshalb reicht es mitnichten,
sich nur den verkümmerten Haufen durchgeknallter Neonazis anzugucken,
wenn gleichzeitig der latent aggressive Rassismus in einigen deutschen
Städten gar zum Volkssport mutiert und antisemitische und
antiamerikanische Ressentiments auch in der Mitte der Gesellschaft weit
verbreitet sind. Ergo müssen sich reflektierte und dezidiert kritische
Gesellschaftsanalysen auch überhaupt erst keine Gedanken darüber
machen, irgendwann von den Neonazis vereinnahmt zu werden. Deshalb ist
es wichtig, dass linksradikale Kritik und Praxis endlich die nötigen
Konsequenzen zieht.

consequently means…
So kann es folglich heute nicht nur darum gehen, den Naziaufmarsch in
ein Desaster zu verwandeln, sondern es müssen endlich politische
Grundvoraussetzungen geschaffen und akzeptiert werden, die über den
bloßen Massenansatz, „gegen Nazis“ zu sein, hinausgehen und eigene
emanzipatorische Ansprüche und theoretische Erkenntnisse viel stärker
gewichten. Somit ist eine Zusammenarbeit mit Antizionist_innen,
Antisemit_innen und Antiamerikanist_innen absolut nicht tragbar und
derartige Personen haben auf antifaschistischen Demonstrationen nichts
verloren!

Volksfront gegen Rechts, im postnazistischen Deutschland?
Der so genannte „Aufstand der Anständigen“ beschränkt sich meist nur
auf symbolische Akte gegen zu auffälligen Rassismus und Antisemitismus,
denen man – zumindest in der Form – nicht so ganz zustimmen kann.
Folglich ist in Deutschland so gut wie jede_r gegen Nazis. Doch der
„ansonsten intakten Gesellschaft“ sind diese „Auswüchse“ ungefähr so
fremd wie der Krake die Arme. Man will den Standort Deutschland nicht
gefährden und fürchtet Imageeinbußen und so organisiert man Volksfeste
„gegen Rechts“ mit Bier und Bratwurst und ab und an sogar Lichterketten
und andere Irrlichter. Mit welcher atemberaubenden Geschwindigkeit
dabei ein „neues“ Gemeinschaftsgefühl entsteht, verdeutlicht, wie
schnell der deutsche Selbstfindungsprozess von statten geht und das
völkische oder das nationale Verlangen nach einer neuen deutschen
Identität des „geläuterten Deutschlands“ durchgesetzt wird. Natürlich
ist jeder effektive Protest, der darauf abzielt den Naziaufmarsch zu
stören oder zu verhindern, begrüßenswert, doch mit Bier und Bratwurst,
fernab vom eigentlichen Geschehen, konnte bisher noch kein
Naziaufmarsch gestoppt worden.

let’s rock them hard! (2)
Es ist nach wie vor inakzeptabel, dass Neonazis durch Dortmund und auch
sonst wo, ungehindert marschieren können und gut geschützt von Justiz
und Polizei, ihre antisemitische und rassistische Propaganda verbreiten
dürfen. Wir werden dem nicht tatenlos zusehen und auch dieses mal
wieder dafür Sorgen, dass dieses neonazistische Spektakel nicht
störungsfrei über die Bühne geht. Denn es ist eine Schmähung von all
jenen potentiellen und tatsächlichen Opfern von neonazistischer Gewalt,
die sich zu Recht durch eine derart unbekümmerte Umgangsweise mit den
Neonazis, angegriffen fühlen. Folglich gilt es den Kamerad_innen eine
gewaltige Abreibung zu verpassen und zugleich emanzipative Standards
linksradikaler Theorie und Praxis endlich durchzusetzen!

Deshalb kommt zur antifaschistischen Demonstration:

06.09.2008 / 10:00 h / Dortmund / Hauptbahnhof (Vorplatz)



Gegen Antisemitismus, Antiamerikanismus und deutsche Verhältnisse!

Den Naziaufmarsch stoppen!

Allerdings wird es am Vortag auch schon eine Kundgebung geben. Diese sollte natürlich auch nicht ohne Öffentlichkeit stattfinden. Stattet doch auch hier bitte einen Besuch ab, damit die Idioten sich nicht alleine tümmeln müssen:

Wie […] bekannt wurde, hat
der Dortmunder Neonazi Dennis Giemsch bereits für Freitag den 05.
September eine stationäre Kundgebung angemeldet. Wie schon am Vorabend
des 01. Mai 2007, soll diese von 18 bis 20:30 Uhr an den
Katharinentreppen vor dem Dortmunder Hauptbahnhof stattfinden. Auch
diese Veranstaltung wird nicht ohne unseren antifaschistischen Protest
auskommen. Evtl. nehmen wir uns in der Zwischenzeit auch Dorstfeld vor!

In
direkter Nähe zu der Nazikundgebung befindet sich die Gaststätte
“Katharinentor”, die als Stammkneipe des rechten Fan-Clubs “Commando
Preußen” fungiert, welcher im wesentlichen aus Mitglieder_innen der
“Nationalen Front Eving” besteht.

Im Vorfeld des
Naziaufmarsches zeigt auch die Dortmunder Öffentlichkeit wieder
temporäres Interesse an lokalen Naziaktivitäten. So erschien heute in
der Westfälischen Rundschau ein Artikel über die “NFE”. Abzuwarten bleibt allerdings, wie es nach dem Sommerloch mit der Berichterstattung weitergeht…

Den Aufruf zum Ausdrucken und verteilen gibt es hier

Wir sehen uns in Dortmund!

Nazis von der Straße fegen! 

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Kopfguerilla

Nun bin ich unter die Unternehmer gegangen!

Unter Kopfguerilla könnt ihr ab sofort antiquarische Bücher erwerben (in Zukunft wird evtl. noch Musik dazukommen).

Das Spektrum wird "linke"  Themen umfassen. Auf diesem Blog werde ich dann in unregelmäßigen Abständen zu Büchern, Ereignissen, oder was mich sonst so beschäftig, schreiben.

Solltet ihr noch eine Bücherkiste im Keller haben, die ihr loswerden wollt aber die üblichen Verkaufsplattformen nicht nutzen wollt, freue ich mich über eine Mail an admin ät kopfguerilla punkt de. Das gleiche gilt, solltet ihr ein Fanzine betreiben, Bücher selbst verlegen oder Musik machen… 

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Nazis im Sauerland

Hier zwei Fotos von den Infoständen der NPD in Hemer und in Iserlohn.

Vielleicht kennt je jemand die Fratzen.

Nazis haben Namen und Adressen!

 

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Tipps und Tricks gegen die Überwachungsindustrie

Heute mein erster Artikel auf diesem Blog. In den nächsten Tagen werde ich noch meine Links usw. ergänzen.

Aber erstmal was geklautes, damit auch Inhalt auf diesen Seiten landet: 

 Auch wer nichts zu verbergen hat,
kann für seine Grundrechte kämpfen!
Nicht jeder weiss genau Bescheid über den weit verbreiteten Datendiebstahl ob erlaubt oder verboten. Dabei sind die vielen Verstösse gegen das Recht auf Privatheit und Redefreiheit, die wie ein Vorgeschmack auf den Überwachungsstaat aus dem Roman „1984“ wirken, schon lange bekannt. Aber die zahlreichen Warnungen vor dem „Gläsernen Bürger“ werden in der BigBrotherSelbstdarstellungsgesellschaft kaum noch ernst genommen. Daher sollte man versuchen sich mit den Mitteln, die jedem selbst zur Verfügung stehen, gegen die zunehmende Kontrolle der staatlichen und privaten Überwachungswirtschaft zu wehren. Denn:
Wer will schon ständig verdächtigt und ausspioniert werden? Die Überwachung ist von der direkten sozialen Kontrolle mal abgesehen technisch sehr weit vorangeschritten. Da gibt es zunächst die zahlreichen sichtbaren und unsichtbaren Überwachungskameras im privaten und öffentlichen Bereich, die die unkontrollierte Bewegungsfreiheit zunehmend einschränken.
Ausserdem werden mit Hilfe von Computern alle möglichen privaten Daten (Kontobewegungen, Adressen, EMails) ausspioniert und von verschiedenen Behörden und Firmen gesammelt. Der Einzelhandel will zusätzlich zu den Kundenkarten demnächst flächendeckend alle Produkte mit FunkEtiketten (RFIDChips) registrieren, wie sie auch in die neuen Europäischen Reisepässe und Personalausweise eingebaut werden. Demnächst ist zudem die elektronische Gesundheitskarte geplant. Auch Handys sind ein weites Feld der drahtlosen Kontrollmöglichkeiten, ebenso alle Gespräche und Nachrichten im Festnetz oder Internet.
Hier soll es nun aber vor allem um die vielfältigen Gegenmassnahmen gehen, die den Alltag anonymer und damit sicherer machen. Gegen all die TerrorPanik und Angstmache, hilft es manchmal, die Möglichkeiten der Überwachungswirtschaft zu kennen. Nur so ist es möglich auf die überall sich ausbreitende Kontrollgesellschaft zu reagieren, ohne in unbegründete Paranoia zu verfallen:
Das Mobiltelefon zum Beispiel ist ein heute weit verbreitetes Mittel der Kommunikation – überall quatschen und tratschen die Leute, wie es ihnen gefällt. Dass sie dabei meist unwichtige, aber dennoch private Details öffentlich ausposaunen, ist den meisten völlig egal. Wen es dennoch stört, dass jede Gesprächsverbindung und der Standort bzw. die Bewegungsrichtung des Anrufenden von den Betreiberfirmen aufgezeichnet wird, der sollte sich nach einer Alternative umschauen. Eine Möglichkeit wäre ein anonymes PrepaidHandy, wie es sie nur auf dem halblegalen, "grauen" Markt gibt. Aber es gibt in fast allen Städten öffentliche Telefone und Callshops, und die sind meist sogar preisgünstiger. Also: Besser immer genügend Bargeld dabeihaben. Allerdings ist im Festnetz der Versand von SMS etwas umständlicher, aber die werden ja ohnehin für die Behörden kopiert – zur "Terrorabwehr" versteht sich. Auch alle Faxe, EMails und Verbindungsdaten verschwinden seit 2007 in der staatlichen „Vorratsdatenspeicherung“. Wobei alle enthaltenen Infos angeblich nach sechs Monaten wieder gelöscht werden müssen. Da bleibt jedoch genug Zeit für Polizei und Geheimdienste, um für ihre Rasterfahndung genaue Bewegungsprofile und Sozialstudien zu erstellen. Ausserdem können Handys auch ausgeschaltet weiter mithören und senden, wenn sie illegal über Funk aktiviert werden. Im Zweifelsfall bei extrem privaten Unterhaltungen also: Akku und SIMKarte rausnehmen!
Wer sich frei und unerkannt im Internet bewegen will, ist natürlich im InternetCafé auch gut aufgehoben. Ohne persönliche Zugangsdaten und für wenig Geld kann man dort die anonyme Meinungsfreiheit geniessen. Allerdings haben einige Inhaber zusätzlich zu den Webcams auch Überwachungskameras eingebaut! Zudem ist der Zugang zu privater EMail am sichersten, wenn die Verbindung zum Netz selbst nicht mitgelesen werden kann. Die verschlüsselte BrowserVerbindung mit HTTPS ist ein erster Schritt. Der gehobene Standard ist jedoch ein USBStick mit der freien Anonymisierungssoftware TOR (z.B. der PrivacyDongle von FoeBud.org). Dabei wird die Internetverbindung über verschiedene verschlüsselte Zugänge verteilt, um sich völlig ungestört im Internet zu bewegen, zu chatten oder Mails und andere Daten auszutauschen. Leider nehmen auch die meisten Anbieter kostenloser Mailpostfächer die Sicherheit und Anonymität ihrer Kunden nicht besonders ernst. Manche schnüffeln sogar in fremder Post nach Stichwörtern und Internetlinks. Ein zuverlässiger Freemailer hingegen ist Hushmail.com, wo es allerdings ein nur 2 MB grosses, kostenloses Postfach gibt. Das ist aber nicht nur anonym, sondern auch verschlüsselt (mit dem DSAAlgorhythmus).

Internetseiten, die anonymes Surfen anbieten sind zum Beispiel Megaproxy.com (über HTTPS) und Anonymouse.com (nur HTTP). Eine anonyme Verschickung von EMail wird angeboten von zerofreedom.homeip.net (über HTTPS). Die sicherste Art der privatenk Kommunikation ist natürlich eine starke Verschlüsselung. Gute Kryptographie mit gegenseitig tauschbaren Schlüsseln bietet Pretty Good Privacy PGP (pgpi.org), am besten als freie Software von GnuPG.org.
Wer sich im Internet frei bewegen will, braucht einen passenden Browser. Kommerzielle Produkte, wie der MSInternetExplorer, sind unzuverlässig, weil ihr Programmcode nicht bekannt ist. Ausserdem treten immer wieder dramatische Sicherheitslücken auf. Bei freier BrowserSoftware, wie Opera oder Mozilla/Firefox, können hingegen die plötzlich auftauchenden PopUpFenster unterdrückt werden, mit denen manche Webseite die Benutzung erschweren. So wird die Gefahr von Datenspionage (Phishing) reduziert und es gibt darüber hinaus Möglichkeiten für Sicherheitseinstellungen, wie das Löschen des Verlaufsspeichers oder das Ausschalten von Cookies, JavaScript oder ActiveX. Neben dem Zusatzprogramm Popupblocker sind auch Suchprogramme, wie Spybot, Virenkiller oder das Reinigungswerkzeug Webwasher zum Runterladen und Installieren erhältlich. Den eigenen Browser auf Sicherheitsmängel überprüfen geht bei Heise.de. Auch bei kai.jksjena.de gibt es jede Menge aktuelle Infos über schädliche Software (Viren, Trojaner) oder Falschmeldungen (wie auch bei Hoaxinfo.de).
Besonders OnlineBanking bietet zahlreiche Schwachstellen für die persönliche Sicherheit im Internet. Die Gefahr, dass Namen, Passwörter, Kontonummern, Kundennummern oder sonstige Informationen ausspioniert werden können, ist eigentlich grösser als der Vorteil der Bequemlichkeit. Der Weg zur Bankfiliale ist sicherer als eine schwach verschlüsselte Webseite. Das Bezahlen mit virtueller Währung, wie Kreditkarten oder PayPal, birgt ähnliche Risiken solange ein stark verschlüsselter Zugang zum Internet nicht garantiert ist von Kartenbetrug ganz zu schweigen. Ohnehin werden alle Zahlungen von Magnetkarten (EC, VISA, Master) auch abgespeichert und stehen seit dem Aufweichen des Bankgeheimnisses nun neben dem Kreditinstitut auch zahlreichen Polizeiund Geheimdienstbehörden offen. Daher empfielt es sich zum Beispiel die Fahrkarten für Bahnreisen entweder mit Bargeld zu bezahlen (auch an einigen DBAutomaten möglich) oder nur mit dem metallenen Geldchip, der auf vielen Geldkarten die virtuelle Währung speichert. Aber da Geldkarten (Guthabenkarten) auch Seriennummern haben, sind sie nicht völlig anonym. Mit der Verbreitung von bargeldlosem Zahlungsverkehr werden ausserdem Menschen aus dem Alltag ausgeschlossen, die aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen nur mit Bargeld zahlen, wie viele Wohnungslose oder Menschen ohne legale Papiere.
Ein weiterer neugieriger Computerchip ist auf dem Vormarsch in unseren Alltag: die RadioFrequenzIdentifizierung (RFID). Der riesige Handelskonzern Metro mit seinen Kaufhäusern (Extra, Kaufland, Mediamarkt, Praktiker, Real, Reno, Saturn) hat bei der Einführung dieser FunkEtiketten eine Vorreiterrolle eingenommen. Gemeinsam mit anderen Firmen ist Metro an einem Verbund zur Erprobung dieser unsichtbaren Kontrolltechnologie beteiligt. Auch Philips benutzt schon diese (auf mehrere Zentimeter) drahtlos übertragende Produkterkennung für seine Waren, ebenso wie Texas Instuments, Infineon und Intel. Die hauchdünnen Funksender befinden sich zudem in Etiketten von Tchibo und Benetton, ebenso wie auf GiletteKlingen, PanteneShampoo
und PhiladelphiaKäse. Auch auf einigen CDRohlingen wird die Produkterkennung schon benutzt.
Der Vorteil für Industrie und Handel liegt dabei in der kontaktlosen Erkennung jedes einzelnen Produkts, das bisher nur über den allgemeinen Strichcode mit einem Laserscanner automatisch lesbar waren. Dazu enthält jeder RFIDAufkleber eine über Funk lesbare, einmalige Produktnummer, die den Weg jeder einzelnen Ware von der Produktion bis ins Verkaufsregal nachvollziehbar macht. Die Kundschaft hingegen wird mit dem Versprechen auf bargeldloses Einkaufen ohne Warteschlange gelockt, denn letztlich reicht es nun einen Warenkorb durch die Funkschranke zu schieben. Kassenpersonal wird eingespart, das Geld direkt von der Kundenkarte abgebucht. Wessen Kundenkarten sich gerade im Geschäft befinden, erkennt der Radioempfänger ebenfalls, denn in zahlreichen der Rabattkarten (PayBack) ist heute schon ein solcher RFIDChip eingebaut. Computer können also in Kaufhäusern die Kaufgewohnheiten ausspionieren und der Kundschaft gezielte Werbung nach Hause schicken. Auch ist es nicht garantiert, dass diese passiven FunkChips nach dem Bezahlen nie mehr weitersenden können. Einer weiteren kommerziellen Ausgrenzung von Leuten ohne die entsprechende Kaufkraft für Markenprodukte wird damit der Weg geebnet. Wem es nicht passt, dass Firmen ungefragt die Kundenkarte ausspionieren, der kann diese entweder von vornehinein ablehnen oder aber diese PlastikWanzen in Metall abgeschirmt verpacken (Visitenkartendose oder dicke Alufolie / Kühltüte / Rettungsdecke), damit das auf 13,56 MHz sendende Radiosignal nicht zum Passivsender im Chip durchdringt und nicht zurückgesendet wird.
Auch in den neuen EUReisepässen und Personalausweisen wird ein solcher RFIDChip eingebaut, auf dem neben der persönlichen Daten auch die biometrischen Merkmale (Körpergrösse und Gesichtsformen) abrufbar gespeichert sind. Damit sollen Passkontrollen an Flughäfen erleichtert werden. Allerdings weiss man nie so genau, wo und von wem diese Daten aus dem Chip abgefragt werden. Schliesslich ist die Funkerkennung eine relativ leicht nachzubauende Technik, die in der Wirtschaft immer mehr eingesetzt wird. Gegen diese Überwachungstechnologie regt sich natürlich auch Widerstand (Stop1984.com und DerGrosseBruder.org). Dass die RFIDChips in der Microwelle zerstört werden können, stimmt zwar, aber das führt meist auch zur Zerstörung des umgebenden Stoffes. Das Durchbohren und Zerstechen des dünnen BlechChips
hilft allerdings ebensogut, wie gründliches Zerkratzen und Zerschneiden das gilt auch für die meisten anderen Datenträger (CDs, DVDs, Festplatten), die man unbrauchbar machen möchte. Wer einen versteckten RFIDChip findet, der meist beim einfachen Durchleuchten erkennbar ist, kann ihn bei stoprfid@foebud.org melden und damit öffentlich machen.

(aus: SchwarzRote Feder #1) 

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